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Begegnungen als eine Einla- älterer, mehr stiller Gastarbeiter Zweiergespräch zwischen ihm
dung zum Tanz wahrzunehmen, aus der Türkei, der in seine Hei- und mir kam. Und zum Schluss
wird schwieriger, je mehr Perso- mat fuhr, ich, damals ein junger lud er uns alle ein, ihn zu be-
nen beteiligt sind. Doch manch- christlicher Psychologe, auf der suchen, wenn wir einmal nach
mal gibt es auch einen „Gruppen- Rückreise von einer Fortbildung, Wien kommen sollten. Und tat-
tanz“, so wie ich es überraschend und er, ein Geschäftsmann, zehn sächlich, er gab uns seine Karte.
auf einer Zugfahrt erleben durfte: Jahre älter als ich mit meinen 35 Es schien ihm ernst zu sein. Ich
Jahren, in meinen Augen gesell- stieg als Erster aus, leicht benom-
Wir waren zu dritt in einem schaftsgewandt, von guten Um- men von diesem nicht erwarteten
Zugabteil, zufällig zusammenge- gangsformen, aus Holland nach Reigentanz.
würfelt. Der eine, ein Teppich- Hause reisend. Schnell kamen
händler aus Wien, versuchte uns wir auf Religion zu sprechen, ein
miteinander bekannt zu machen. Moslem, ein Christ und ein Hu-
Er war sichtbar begeistert, welche manist, wie er sich bezeichnete.
Mischung sich da zusammenge- Sein Staunen über diese interna-
funden hatte, im Nachtzug von tionale und kulturelle Mischung
Amsterdam nach Wien, in den erfasste auch mich. Geschickt
ich in Köln zugestiegen war. Ein verhinderte er, dass es zu einem
Begegnung
als Einladung
zum Tanz –
auch in der Gruppe
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